Tuesday, September 27, 2011

How I survived...

Seit kurzem habe ich doch tatsächlich einen festen Arbeitsplatz. Mir wurde ein eigener Schreibtisch zugeteilt, mein Schreibtischstuhl ist in alle Richtungen höhenverstellbar und neben meinem Computerbildschirm sitzen zwei kleine vergoldete Buddhastatuen im Lotussitz. Vor nicht allzu langer Zeit sah meine Arbeitsplatzgestaltung noch ganz anders aus.

Mit Gitarre und Wasserflasche ausgerüstet suchte ich mir ein schattiges Plätzchen in den großen und kleinen Städten von Australien. Dann setzte ich mich im Lotussitz auf den Boden und füllte Kleingeld in das mitgebrachte  Halstuch, quasi als Startkapital meines Kleinstunternehmens. Noch schnell ein Schlückchen Wasser, ein kurzer Blick ins Liederbuch und dann habe ich angefangen zu arbeiten. 90-120 Minuten lang habe ich dann für Passanten mit offenen Ohren und Herzen gesungen. Manche gaben Geld, manche ein Lächeln und egal wieviel es war, ich fühlte mich immer reich.

Es wird Herbst in Deutschland. Die Böden der Fußgängerzonen sind mir bereits zu kühl. Aber wenn jemand mit offenem Ohr oder Herz vorbeiliest, dann darf er gerne lauschen...




Believe it or not but recently I got a job. It comes with a desk and a chair that is adjustable in every direction and next to my computer screen there are two little golden buddhas sitting in the lotus position. Not so long ago my work layout looked quite different.

Carrying a guitar and a water bottle, I was looking for a shady spot in big and tiny places in Australia. It was me who was sitting in the lotus position back then. I used to bring some change and put it in a bandana (let's call it seed money for my little enterprise). Another sip of water, a glance into my songbook and then I started working. For 90-120 minutes I was singing for pedestrians with open ears and hearts. Some of them gave money, some of them gave a smile and no matter how much I earned I always felt rich.

Fall is about to start in Germany. The floor in the pedestrian area is already too cold. But if someone with an open ear or heart is reading by, you're very welcome to listen...

Monday, August 29, 2011

How To Enjoy Coming Home

Seit ich wieder im heimeligen Bayern lebe, sehe ich das altbekannte Heimatidyll mit neuen Augen. Alles ist so ruhig und friedlich und sauber und niedlich. Vielleicht liegt dieses neue Heimatgefühl ja am Sommer und der nicht enden wollenden Obstversorgung aus dem Garten. Oder aber es liegt an den Rotthalmünsteranern, welche mich beim Vorbeiradeln freundlich grüßen und sich innerlich zu fragen scheinen: "Vo wem war jetz des de Tochter?"

Bei meinen Streifzügen durch den über 1200 Jahre alten Ort betrachte ich nun einige Bauwerke und Merkmale etwas genauer, denen ich damals im Heimat- und Sachkundeunterricht nur gelangweilt gegenüberstand. Die Zeitreise in meine Kindheit führt mich vorbei an der Kapelle in der ich mit drei Monaten getauft wurde und hinter der ich mit sechs Jahren meine erste Zigarette paffte, gefolgt von der Kirche in der ich mit drei Jahren meine Windeln füllte und später als Ministrantin diente. Mehr denn je wird mir bewusst, wie öffentlich man in einer überschaubaren Gemeinde aufwächst. Frei nach dem Motto, 'Die guten Taten hänge an die große Glocke, die schlechten Taten werden gehangen!' sind die Familie und deren Geschichte Bestandteil der lokalen Mythenbildung.


Just in diesem Moment entdecke ich zum ersten Mal das coolste Relikt unseres Marktes, welches sich selbstverständlich auf dem Kirchplatz befindet: der Pranger von Rotthalmünster. Wie konnte mir dieses Ding all die Sonntage nur entgehen? Die rostige Halsschiene ist mit einer Kette gleich neben dem Torturm aus dem 15.Jahrhundert befestigt und muss praktischerweise beim Kirchengang passiert werden. Ich beginne mich zu fragen, für welche Delikte mich die Gemeinde heutzutage wohl an den Pranger stellen würde und mir dämmert allmählich, warum es mir seinerzeit so leicht viel dieses ach so ruhige, friedliche, saubere und niedliche Idyll hinter mir zu lassen. Weil ich fern der Heimat endlich all das tun konnte, wofür man mir im alten Rom äh Rotthalmünster sicherlich eine rostige Halsschiene angelegt hätte. Aber: ich trage keine Halsschiene, sondern radle teilweise sogar unerkannt durch mein neu geliebtes Käfflein und werde freundlich gegrüßt. "Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.", heißt es in einem Gedicht. Ich sage: bloggen ist gut, sich stillschweigend erinnern manchmal besser.  

Medieval Times
Since I've returned to homy Bavaria I look at this well-known idyll with new eyes. Everything is so calm and peaceful and neat and cute. Maybe my perception is influenced by the lovely summer or the never ending supply of fresh fruit out of my parents' garden. But maybe I am simply amused by those old village people who greet so friendly when I am passing by with my bike and who seem to rack their brains: "Whose daugther was that again?"   

On my recent wanderings through Rotthalmünster which is over 1200 years old (I guess I had to underline this for my American readers) I am looking at buildings and characteristics I had no particular interest in when they were discussed in school. I am time travelling through childhood and rediscovering the chapell I was baptized in at three months of age and behind which I tried my first cigarette. This is followed by the church in which I pooed in my diapers at the age of three and in which I served as an altar girl.  More than ever I become aware of the public eye that accompanies coming of age in such a small community. According to the principal, 'Shout a good deed from the rooftops and a bad one...will be spread around as well!', family life is part of the buildup of local myths. 

And then, for the first time ever, I discovered the coolest relict of our village, which of course is on the church square: the pillory of Rotthalmünster. How could I have missed this thing all those sundays? That rusty neck chain is attached right next to the tower (and gate) from the 15th century and needs to be passed on your way to sunday service, now doesn't that come in handy? I start to wonder for what kind of offence you would have to wear this medieval piece of jewellery. And then I realize why it was so easy for me to leave this calm, peaceful, neat and cute idyll behind. Because far away from home I was able to do all those things I would have been neck-cuffed in medieval Rotthalmünster. But: I am not wearing a  neck chain. Instead I am riding my bike (partly unrecognised) through my newly beloved village and sometimes a villager even greets. There's a poem where it says: "Anyone who goes travelling has stories to tell." I'd rather say: blogging is good, silent remembering (sometimes) better.  

   
 

Monday, July 18, 2011

Finally: road trip USA pics!

Die Sommerferien sind in vollem Gange oder stehen kurz bevor. Idealer Zeitpunkt also für meine letzten "Ferienbilder" aus den USA. Trotz hastigem Roadtrip durch elf Staaten und unerwartetem Ende: viele schöne Eindrücke. Viel Spass beim Stöbern in den gypsy pics!


Summer holidays are in full swing or are just about to start. However, perfect timing for showing my last "holiday pics" from the US. Despite a hasty road trip through eleven states and an unexpected ending. many beautiful impressions. Enjoy the gypsy pics!


Jenny
Click on the gypsy-trail slideshow to view pics!

Monday, June 6, 2011

Homecoming Gypsy Queen

Als Gypsy oder Wahlnomadin fühle ich mich überall schnell zu Hause. Ich will mein Herz weder an Dinge, noch an Orte hängen und selbst Menschen möchte ich nicht lange hinterherweinen. In den letzten Jahren war es deshalb meine wichtigste Lebensübung, das Jetzt zu umarmen. Nicht immer eine leichte Aufgabe...

Letzte Woche haben Dan und ich uns den wohl ungünstigsten Ort ausgesucht, um unsere Gegenwartsliebe, Ungebundenheit und freiwillige Planlosigkeit zu üben: die kanadische Grenze. Die heilige Dreifaltigkeit unseres Zigeunerlebens bescherte uns einen wunderbaren Roadtrip durch die Vereinigten Staaten (Fotos folgen in Kürze), doch Grenzbeamten lassen sich von solch romantischen Idealen nicht wirklich bezirzen. 
Ohne Rückflugticket, nachweisbare sogenannte ties (Bindungen) zu unseren Heimatländern und Jobs in selbigen wurde uns die Einreise nach Kanada leider verweigert (insgesamt übrigens dreimal in zwei Tagen). Gleichzeitig wurde ich dezent darauf aufmerksam gemacht, dass ich bis Mitternacht des 28.Mai die USA verlassen müsse. Wir hatten 11 Stunden Zeit ein Ticket zu buchen, nach Seattle zu fahren und mich in den Flieger zu setzen und... wir haben es geschafft. (Ein herzliches Dankeschön an meine Eltern, sowie an Laura und Lorien!!!) 
In solch einer Situation ist es zugegebenermaßen nicht einfach das Jetzt zu umarmen, doch es ist machbar, wenngleich mit Tränen verbunden. Seit einer Woche bin ich nun wieder zurück in meiner bayerischen Heimat. Die Tränen sind getrocknet und nach und nach entdecke ich Altes neu. Mit neuen Erfahrungen und Geschichten im Gepäck werde ich meine einst zurückgelassenen Freunde nun wieder persönlich erfreuen können. Ihr werdet bald von mir hören, einer nach der/dem anderen. Bis es soweit ist: umarmt das Jetzt und seid glücklich!

Eure Jenny
Embracing the Jackal, who always embraces the Now.
Being a gypsy or a nomad by choice, I quickly feel at home wherever I am. I don't want to set my heart on things or places and I don't want to mourn people for very long either. So, over the last years it has been my most important life exercise to embrace the Now. Not always an easy task...

Last week Dan and I probably chose the most unfavourable place to practice our love for the Now, our freedom and our voluntary aimlessness: the Canadian border. The Holy Trinity of our gypsy lifestyle lead to an awesome road trip through the United States (pictures will follow shortly) but border officials couldn't be bewitched by such romantic ideals.
Without a return ticket, verifiable ties to and jobs in our home countries entry was denied (three times within two days). At the same time we were reminded of the fact that I would have to leave the US by midnight of May 28th. We had 11 hours to book a ticket, drive to Seattle and put me on a plane and...we did it. (A big THANK YOU to my parents and to Laura and Lorien!!!)
Admittedly, in such a situation it is not easy to embrace the Now but it is feasible although accompanied by tears. For a week now, I am back in my Bavarian home. Tears have dried and little by little I rediscover this home. Having gained a great deal of experiences and stories, I will be able to delight my once left friends in person. You'll hear from me, one after another. Until then: embrace the Now and be happy!

Jenny

Wednesday, May 11, 2011

Rainbow Adventure part III or Hippie Ending

Meine ersten Eindruecke von Rainbow haetten nicht gegensaetzlicher sein koennen. Von euphorisch bis angepisst war jegliche Emotion vertreten. Sich mit Blutegeln, Waldtoiletten und der taeglichen 15 Minuten Dosis Regen anzufreunden war eine Sache von drei Tagen. Sich mit den Bruedern und Schwestern anzufreunden sollte etwas laenger dauern. Und so lerne ich aufs Neue, was ich seit der Grundschule wissen muesste: erste Eindruecke moegen zwar nicht unbedingt falsch sein, richtig sind sie auf keinen Fall.

Folgende Dinge sind garantiert, wenn man zu Rainbows kommt: veganes Essen, der Anblick von unzaehligen Dreadlocks und starke Charaktere. Da waere zum Beispiel der pausenlos schuftende Hippiechefkoch mit seinem bohrenden Blick. Vor jeder Mahlzeit kuendigt er das Menue an und nach jeder Mahlzeit bittet er um Verstaerkung im Kuechenteam oder erinnert uns mahnend an die notwendige Ordnung im Kuechenzelt. Anscheinend haelt es keiner lange im Kuechenteam aus, wahrscheinlich weil man staendig ermahnt wird und einige Brueder und Schwestern koennen halt nicht so gut mit Autoritaet umgehen. Deshalb gibt es hier ja auch nur Brueder und Schwestern, Eltern muessen draussen bleiben. Dann ist da dieser andauernd Gitarre spielende, maennlich groehlende Jungspund, der redet als wisse er alles und zuhoert als interessiere ihn nichts. Manche koennten pausenlos uebers Nacktsein philosophieren, manche ueber die Heilkraft von Kraeutern. Ich bin umgeben von Menschen mit Ueberzeugungen, Botschaften und Weisheiten und mein Schaedel brummt. Ich wollte doch wie eine ausgeglichene Waldelfe umherschweben! Stattdessen fuehl ich mich wie eine Erstsemestlerin im ueberlaufenen Soziologieseminar. 

Zum Glueck ist da Toni. Toni ist unser Nachbar und Dan kennt ihn vom letzten Rainbowtreffen. Wenn Toni zu Rainbow geht, dann hat er nur eine Mission: Tee. Egal zu welcher Tageszeit man vorbeischaut, Toni hat Tee am Start. Der Mittvierziger mit seinem langen Haar, den fehlenden Zaehnen und der Arthritis in den Haenden weiss wie man Hippiestress bekaempft: A cup of tea my dear? Tonis Teelagerfeuer wird sowas wie unsere Nachbarschaftskneipe und so helfen Dan und ich eine kleine Teekueche mit dem Namen 'Tea Cosy' zu bauen (zu deutsch: Teekannenwaermer). Hippies kommen, trinken ein Taesschen, halten ein Schwaetzchen, entspannen und gehen wieder. Hier im Wald gilt die gleiche Regel wie in der Stadt: in der Kneipe kommt man zusammen. Und waehrend wir einfach nur hier sitzen, das Feuer am Laufen halten und Tee bruehen, kann ich endlich anfangen meine Brueder und Schwestern kennenzulernen, ein Hippie nach dem anderen.

So erfahre ich, dass der autoritaer wirkende Chefkoch zum ersten Mal an Rainbow teilnimmt und das gemeinsame Schnibbeln und Kochen ihm hilft Kontakte zu knuepfen. Und der groehlende Nicht-Zuhoerer erholt sich gerade von einer schmerzhaften Trennung, weshalb er versucht sich entweder abzulenken oder abzuschotten. Hier am 'Tea Cosy' werden nach und nach alle moeglichen Schicksale und Tragoedien des Menschseins enthuellt und ploetzlich verstehe ich, warum es hier nur so von starken Charakteren wimmelt. Jede Person mit der ich eine Tasse Tee teile hat ihre eigene kleine Genesungsgeschichte. Beziehungsprobleme, Drogen, Todesfaelle, Krankheiten - Wunden machen nicht Halt vor der Regenbogenfamilie, aber sie heilen hier etwas schneller als anderswo.

Und so verlasse ich Rainbow nach zwei Wochen voll geteiltem Tee und geteilten Geschichten mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der erste Eindruck zaehlt, aber nur der Blick hinter die Fassade zahlt sich wirklich aus.
More beautiful Rainbow pictures right here.

My first impressions of Rainbow couldn't be more oppositional. The emotional range goes from euphoric to pissed. It took three days to get used to leeches, shit pits and a daily 15 minutes dosis of rain. It took a little bit longer though to get used to the brothers and sisters. I learn anew, what I should know since elementary school: first impressions might not be wrong, but they are certainly not true.

Some things are guaranteed when you come to Rainbows: vegan food, heaps of dreadlocks and strong characters. For example, there is this hippie chef who works 24/7 and has a piercing glance. Before every meal he announces the menue. After every meal he either asks for help in the cooking team or reminds us of the importance of tidiness in the kitchen area. Obviously people can't stand working in the cooking team, probably because they are being reminded all the time. Some brothers and sisters just don't like authority. That's why we are all brothers and sisters, parents must wait outside. Then there is this other young guy who plays the guitar 24/7 and who talks like he knows everything, but listens like he is interested in nothing. Some can talk non-stop about being naked, others like talking about the healing powers of herbs. I am surrounded by people with strong beliefs, messages and pieces of wisdom and my head is aching. I wanted to hover around like a pixie! Instead I feel like a freshman at college in an overcrowded social studies seminar.

Luckily there is Toni. Toni is our neighbour and Dan knows him from the last Rainbow Gathering. When Toni goes to Rainbow, he knows only one mission: tea. No matter what time of the day you come to visit, Toni has tea ready. The mid-forty with his long hair, his missing teeth and the arthritis in his hands knows how to fight hippie stress: A cup of tea my dear? Tonis tea-bonfire becomes something like our neighbourhood tea tavern and so Dan and I help to build a small kitchen named 'Tea Cosy'. Hippies come, drink a cup, have a chat, relax and go. Obviously forest life resembles city life: people get together in the tavern. We simply sit around the 'Tea Cosy', keep the fire going, brew up tea and finally, I have a chance to get to know my brothers and sisters, one hippie at a time.

That's how I find out that our chef is a Rainbow first timer and being busy in the kitchen helps him to socialize with the helping hands. The singing non-listener on the other hand is recovering from a painful breakup. That's why he either tries to divert or to isolate himself. Little by little all kinds of human tragedies reveal themselves at the 'Tea Cosy' and all of a sudden I understand why there are so many strong characters around me. Each person I share a cup of tea with has a story of recovery. Problems in the relationship, drugs, deaths, illness - wounds don't shy away from the Rainbow family but they heal a bit faster than elsewhere.

After two weeks of shared tea and shared stories I leave Rainbow with an auspicious and a dropping eye. The first impression counts but only the look behind the curtain pays off.

Sunday, April 24, 2011

Virtuelle Eiersuche or Virtual egg hunt

Feiertage strukturieren unsere Lebenswelt religioes, wirtschaftlich und sozial. Man kann in die Kirche gehen anstatt zur Arbeit und mit Familie und Freunden all die Leckereien vernichten, die sich im Feiertagswahn angesammelt haben. Ich gehe zur Zeit weder zur Kirche noch zur Arbeit, moechte anlaesslich zu Ostern aber einige visuelle Leckereien mit Familie und Freunden teilen, die sich auf meiner Speicherkarte angesammelt haben. Einfach auf ein Foto rechts in der gypsy-trail slideshow klicken und ihr werdet zum Picasa Webalbum weitergeleitet. In diesem Sinne: Frohe Feiertage!

Holidays structure our living environment religiously, economical and social. You can go to church instead of going to work and you can indulge in all those goodies that you have collected during holiday madness. These days I don't go to church (or to work for that matter) but for Easter I wanna share some virtual goodies with family and friends. Simply click on a picture on the right in the gypsy-trail slideshow and you'll get to the picasa web album. Having said this: Happy holidays! 
Doesn't this look like holidays?

Tuesday, April 12, 2011

Rainbow Adventure part II or Just a bunch of hippies camping in the woods.

Ich schwaerme von Rainbow, seit ich 2010 beim International Rainbow Gathering in Neuseeland war. Damals fuehlte ich mich eher wie ein Tourist in Hippieworld. Diesmal wollte ich Teil der Regenbogenfamilie sein. Doch das kommunale Zusammenleben im Wald startet mit Motivations- und Blutverlust.

Als wir in Crooked Creek ankommen ist gerade Fruehstueckszeit. Die Familie sitzt in einem riesigen Kreis zusammen und verspeist breiiges aus Schuesseln, Tellern, Frisbeescheiben, Baumrinden oder Topfdeckeln. Die Vielfalt der Essschalen spiegelt die Vielfalt der Charaktere wider und mein Blick wandert ueber die Gesichter meiner neuen Brueder und Schwestern. Meine temporaere Regenbogenfamilie ist ein wahrer Augenschmaus, ein Haufen geballter Lebensfreude. Der blosse Anblick laesst mich schlagartig entspannen und laecheln und die Mittagssonne (ja, bei Rainbow fruehstueckt man mittags) waermt mich von innen und aussen.

Ein Teil von mir moechte sofort loslegen, moechte Yoga praktizieren, meditieren, in der Kueche helfen, Feuerholz holen, in den Fluss huepfen, Nacktbaden, Gitarre spielen, Trommeln und natuerlich sozialisieren, sozialisieren, sozialisieren. Kurz: ich fuehl mich wie am ersten Tag der Sommerferien. 

Doch zunaechst gilt es unser Lager aufzuschlagen. Waehrend wir also mit Zelt, Seilen und Plane hantieren, machen wir Bekanntschaft mit DER Plage dieses Camps: Blutegel. Bislang kannte ich diese blutsaugenden Viecher nur aus dem Fernsehen, nun zapfen sie meine Fuesse im Minutentakt an. Anfangs bin ich panisch und huepfe herum wie Rumpelstilzchen. Als das Zelt steht, die Plane haengt und die Matratze aufgeblasen ist bin ich nur noch genervt. Die schleimigen Parasiten kleben zwischen meinen Zehen und an meinen Waden. Kaum habe ich mich ueberwunden einen Egel abzurupfen, entdecke ich den naechsten und schlagartig finde ich alles anstrengend. Ich verkrieche mich im Schlafsack und verfolge die Schatten der Blutegel, welche sich an der Zeltwand entlanghangeln. Das halte ich keine zwei Wochen aus! Die Toilette ist ein Loch im Wald, Blutegel umzingeln das Zelt, Matsch und Pfuetzen machen das Gehen in Flip Flops unmoeglich und ueberhaupt: was mach ich hier eigentlich? Werd ich mich in diesen Reihen und unter diesen Umstaenden tatsaechlich wohlfuehlen? Ich war noch nie zuvor so lange Campen und schon gar nicht mit nackten Veganern, denen Blutegel offensichtlich nichts anhaben koennen. Ich meine, ich bin zwar kein Stadtkind, aber ich bin auch keine Heidi. Der erste Tag der Sommerferien fuehlt sich nun wie der erste Tag in einer neuen Schule an und in dieser Schule sind nicht nur alle Brueder und Schwestern, sondern auch Lehrer und Schueler gleichzeitig.

"FOOD CIRCLE! NOW!" Perfekt. Ausgerechnet in meiner aufkeimenden Sozialphobie rufen die Brueder und Schwestern zum veganen Abendmahl mit Haendchenhalten und Gesinge im Essenskreis. Ich bin nur bedingt hungrig, denn unser letztes Fruehstueck in Babylon (wie die Welt jenseits von Rainbow manchmal bezeichnet wird) bestand aus Wuerstchen, Bacon, Eiern, Steak, Tomaten, Champignons und Toast. Wir wollten unser Waldleben schliesslich gebuehrend einleiten.

Ich bewaffne mich also mit unserer einzigen Schuessel und marschiere Richtung Essenskreis, immer auf der Hut vor Pfuetzen, Schlamm und Blutegeln. Hier bin ich nun, auf dem Weg zu meinem ersten Rainbowritual. Doch anstatt grazioes wie eine Waldfee mit Dreads dahinzuschreiten, verfluche ich dieses Abenteuer Rainbow mit jedem unsicheren Schritt auf rutschigem Boden. Wie sich das Ganze dann doch noch zu einem Hippie End entwickelt, erfahrt ihr im naechsten Blogeintrag.
Unsere Adresse fuer zwei Wochen: das blaue Zelt im Wald.

I am romanticising about Rainbow since I’ve been at the International Rainbow Gathering in New Zealand. Back then I felt more like a tourist in Hippie World. This time though I wanted to be part of the Rainbow family. But communal life in the woods started off with loss of motivation and blood.


It’s breakfast time when we arrive in Crooked Creek. The family sits together in a huge circle and eats mushy food out of bowls, plates, frisbee discs, barks or lids. The variety of eating bowls mirrors the variety of characters and my gaze wanders over the faces of my new brothers and sisters. My temporary Rainbow family is a real eye candy, a crowd of concentrated vitality. Just watching them makes me instantly relax and smile and the midday sun (yes, at Rainbow you’re having breakfast at noon) warms me from inside and outside.

A part of me wants to kick off immediately: doing yoga and meditation, helping in the kitchen, getting fire wood, jumping in the river, doing skinny-dipping, playing the guitar and the drums and of course...socializing, socializing, socializing. To cut a long story short: I feel like on the first day of summer holidays.

But first we need to pitch our tent and by doing so, we make the acquaintance of THE plague of this camp: leeches. Up to this moment I only knew this creatures from television, now they are tapping my feet in minute intervals. At first I am panic and jump around like Rumpelstiltskin. By the time the tent is pitched, the tarp is hanged and the mattress is pumped up, I am singly annoyed. The slimy parasites stick in between my toes and on my calves. As soon as I get myself to pull one leech off, I discover a new one and suddenly everything appears to be tiring. I crawl into my sleeping bag and watch the shadows of those creeping leeches, seeking entrance to the tent. I can't survive here for two weeks! The toilet is a whole in the ground, leeches are surrounding the tent, mud puddles make it impossible to walk in your flip flops (or thongs as they are called in Australia) and above all: what the heck am I doing here? Will I enjoy the company of these people? Can I enjoy myself under these circumstances? Never ever have I been camping that long, especially not in the presence of nude vegans who obviously don't mind the leeches. I mean, I am not a city kid but I am no Heidi either. By now, first day of summer holidays feels like the first day at a new school and at this school we are not only brothers and sisters, we are teachers and pupils at the same time.

"FOOD CIRCLE! NOW!" Perfect. Just when my social anxiety arises the brothers and sisters call out for the vegan supper including holding hands and sing-a-longs in the food circle. I am not really hungry. Our last breakfast in Babylon (as the world  beyond Rainbow is sometimes referred to) contained sausages, bacon, eggs, steak, tomatos, mushrooms and toast. After all we wanted to celebrate our entrance in forest life.

However, armed with our only bowl I march towards the food circle, always watching out for mud puddles and leeches. Here I am on my way to my first Rainbow ritual. But instead of hovering like a pixie with dreads over the forests' soil, I am cursing this Rainbow adventure with every insecure step on slippery ground. How all this finally turns into a hippie end, shall be revealed in my next post.

Tuesday, March 15, 2011

Zwischenbericht or interim report

Wie einige von euch wissen, sind Dan und ich mittlerweile in Kennesaw, Georgia angekommen, wo ich Dans Familie, Freunde und andere Einflussfaktoren seiner Jugend kennenlerne. Darum an alle suechtigen Leserinnen und Leser: habet Geduld, meine USA-Impressionen sind bereits in Arbeit und unsere Kurztrips nach Fiji und Hawaii werden auch nicht vergessen. Australien ist also noch nicht abgehakt, zumindest nicht in diesem blog.

As some of you know, Dan and I arrived in Kennesaw, Georgia where I get to know Dan's family, friends and other parameters of his youth. Therefore, to all those addicted readers: be patient, my USA impressions are already in process and our short trips to Fiji and Hawaii won't be forgotten either. I'm not done yet with Australia, at least not in this blog.

Still Australia or already USA, what is your guess?

Thursday, February 17, 2011

Rainbow Adventure part I

Der Weg ist das Ziel - viel zitiert, doch nicht immer verstanden. Als Hitchhiker in Australien allerdings versteht man. 1100 km lagen vor uns, 30 Grad im Schatten umgaben uns. Wir wussten, dass Rainbow nicht innerhalb eines Tages erreicht werden kann. Der Weg dorthin wuerde also bereits ein Abenteuer fuer sich sein.

Unsere spannendste Mitfahrgelegenheit bot sich am zweiten Tag unserer Reise. Die Sonne ging bereits unter und niemand schien gewillt zwei verschwitzte Backpacker aufzugabeln, vor allem nicht kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Wir beschlossen also einen geeigneten Zeltplatz zu finden, um bei Morgengrauen unser Vorhaben weiterzufuehren. Gerade als wir unsere Rucksaecke schulterten, stoppt ein Lkw wie man ihn aus amerikanischen Roadmovies kennt. Der Trucker springt aus seiner Kabine und begruesst uns mit den Worten: "Hey! It's your lucky day, you gonna keep me awake all night long!" 

On the road again...
Wayne hat einen rot-blonden, schulterlangen Pferdeschwanz und einen entsprechenden Bart, welcher sein schelmisches Laecheln einrahmt. Dan und ich koennen unser Glueck kaum fassen, denn Lkw-Fahrer halten normalerweise nie fuer Hitchhiker (Versicherungsgesellschaften sei Dank). Dabei bilden sie ein ideales Team: wir brauchen ne Mitfahrgelegenheit, sie Gesellschaft. Die naechsten sechs Stunden sind wir also mit Wayne unterwegs. Dan sitzt vorne, ich hinten auf dem Bett (was mich entgegen der Hitchhikeregel Nr.4 natuerlich irgendwann einschlafen laesst). Wayne ist ein Vollbluttrucker und kennt Australien wie nur wenige seiner Landsleute: er war ueberall, mehrmals. Nach einigen Stunden scheint es so, als wuerde Wayne uns wachhalten und nicht umgekehrt. Er ist unser persoenlicher Tourguide. 

just can't wait to get on the road again...
Wayne kann nicht glauben, dass ich bislang noch kein einziges Kaenguru gesehen habe - gegessen ja, gesehen nein: "Really? They are everywhere!" Beim naechsten Stop fuehrt er uns darum kurzerhand hinter einen Rastplatz. Es ist stockdunkel, aber als sich unsere Augen an Nachtschwaerze gewoehnt haben, sehen wir sie: vier, fuenf, sechs Kaengurus, nur wenige Meter von uns entfernt. "These ones are small. In the outback, they get really big. They'd knock you out. You know, like boxers." Ich muss keine boxenden Riesenkaengurus sehen, der Anblick hier hinter der Raststaette macht mich bereits gluecklich. Als wir wieder aufbrechen, singe ich unserem Tourguide ein Dankesliedchen mit der Gitarre. Es ist viel zu laut und wackelig in der Kabine, aber Wayne freut sich und laesst Dan ein Foto mit seiner Handykamera machen. 

Um 2 Uhr morgens trennen sich unsere Wege. Dank Wayne sind wir unserem Ziel Rainbow ganz nah, doch als ich den Truck davonduesen sehe, wuenschte ich, wir koennten noch ein wenig laenger unterwegs sein. Wie gesagt, der Weg ist das Ziel, der Weg ist eine unvergessliche Geschichte.

the life I love is making music with my friends. And I can't wait to get on the road again.

The journey is the reward - often cited but not always understood. Being a hitchhiker in Australia, you understand. 1100 km were ahead of us, 30 degrees in the shadow surrounded us. We knew, Rainbow couldn't be reached within a day. The journey would already be an adventure on its own.

Our most exciting ride happened on our second day of hitching. The sun was about to vanish and noone seemed to be thrilled to pick up two sweaty backpackers. We decided to pitch the tent somewhere close to the highway. We would have to continue hitchhiking early in the morning. The very moment we put on our backpacks a truck stops. A truck I only knew from american road movies. The trucker hops out and greets us with: "Hey! It's your lucky day, you gonna keep me awake all night long!"

Wayne has red-blond hair and a shoulder-length pony tail. His beard (the same colour) frames his cheeky smile. Dan and I are happily stunned, because truckers normally don't stop for hitchhikers, ever (due to insurance policies). Hitchhikers and truckers are a perfect match though: we need a ride, they need company. The next six hours we are on the road with Wayne. Dan sits in the front, I sit in the back on the bed (which naturally makes me fall asleep, against hitchhiking rule number 4). Wayne is a full blooded trucker and knows Australia better than most of his countrymen: he has been everywhere, several times. After a couple of hours it feels more like Wayne is keeping us awake than the other way round. He is our personal tour guide.

Wayne can't believe that I haven't seen a kangaroo yet - eaten yes, seen no: "Really? They are everywhere!" The next time we stop, without further ado he leads us behind a rest area. It's pitch-black but as soon as our eyes get accustomed to the darkness, we see them: four, five, six kangaroos just few steps ahead. "These ones are small. In the outback, they get really big. They'd knock you out. You know, like boxers." I don't need to see boxing giant kangaroos, I feel pleased with what I've seen. When we hit the road again, I sing a song for our tourguide to say thank you. It's far to noisy and rocky to play the guitar decently but Wayne likes it and lets Dan take a picture with his mobile phone camera. 

At 2 a.m. it's time to say goodbye. Thanks to Wayne we are close to our goal Rainbow but while I'm watching the truck moving on, I wish we could travel along, just for a bit. As I said, the journey is the reward and it's usually a great experience, too.


Friday, January 14, 2011

Back on the Gypsy-Trail

We welcome the new year by breaking out of our daily grind and heading to the Rainbow Family Gathering in northern New South Wales. If you want to know what Rainbow is about, check out: http://rainbow.lickorish.net/
I'm sure there will be lots of stories to tell when we return, so stay tuned.